Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich auf meinem Balkon im Hotel Moselschlösschen Spa & Resort mit Blick auf die Burgruine Grevenstein, den weltschönsten Magnolienbaum und die Mosel. Und wie cool ist es bitte, dass ich hier tatsächlich im Auftrag des weltbesten Kunden sein darf, d.h. ich werde jede Minute, die ich hier im Schlösschen die Princess GOLDIMKOPF gebe, bezahlt und ich bin super dankbar dafür (hier entlang, falls Du mehr über den #besterjobderwelt wissen willst). Hatte ich erwähnt, dass es hier im Schlösschen dank Betty, der weltbesten Barkeeperin auch die weltbeste Cocktailbar gibt? Nix mit New York, Rio, Rosenheim, glaub es oder nicht, aber wenn Du noch nicht in Bettys Cocktailbar hier im Moselschlösschen warst, können wir nicht vernünftig über Cocktails reden. Nun aber #angebermodusoff.
Jedenfalls stelle ich mir gerade vor, dass ich eine berühmte Krimi-Autorin wäre, die hier die Hotelgäste beobachtet, daraus die Charaktere formt, heimliche Affären entdeckt und natürlich den perfekten Mord inszeniert.
Oookay, gerade belaufen sich die heimlichen Affären auf den Kellner und die Rezeptionsmitarbeiterin, der Mörder wird aus Ermangelung an weiteren Personen definitiv der Gärtner sein müssen und die Liste der Verdächtigen beschränkt sich quasi auf mich. Ach ja, und die Leiche…anyway. Aber wenn ich mal einen Krimi schreibe, dann hier mit dem Titel: Mosel, Morde und Magnolien. #megabestseller
Da es also vorerst nix wird mit Miss Tini Marple hier, zurück zum eigentlichen Thema: der falsche Bus.
Ich saß im letzten Jahr ein paar Mal im falschen Bus. Natürlich nicht in echt. Da ist das viel einfacher nicht innen falschen Bus einzusteigen. Notfalls Herrn oder Frau Busfahrer:in fragen ob man hier richtig ist. Der Bus, den ich meine, steht hier symbolisch z.B. für Projekte (aber auch Jobs oder Beziehungen), die anfangs super cool klingen, im weiteren Verlauf aber als falsch erweisen. Manchmal recht schnell, manchmal schleicht sich das ungute Gefühl über Wochen hinweg ein und manchmal ist man nur noch einen Steinwurf vom Ziel entfernt, hat aber die 100%-ige Gewissheit, dass man definitiv im falschen Bus sitzt.
Da war z.B. ein internationales Art Festival, bei dem ich als eine der Künstlerinnen eine Session geben sollte. Die Organisatoren verlangten allerdings einen völlig überzogenen Ticketpreis von den Teilnehmern im Gegenzug für 8 aufgezeichnete Video-Tutorials und ein Goodie Bag. Teil meiner Gage wäre die Anzahl der an meine Community verkauften Tickets gewesen – aber ich verkaufe Euch echt nicht so nen Scheiß! Das bekannte 100%-dahinter-stehen ist Influencer-mäßig absolut ausgelutscht, I know, aber #isso (wobei die Anzahl derer, die absolut 100%-dahinterstehend Euch trotzdem Scheiß verkaufen definitiv größer als Null ist).
Dann gibt es Kooperationspartner, bei denen Du erst mal kurz dezent ausflippst, dass DU mit ihnen arbeiten darfst, weil big player, bekannte Marke, großer Insta Account whatever und dann merkst: ok, also die können froh sein, dass sie mit DIR arbeiten dürfen.
Und dann gibt es da noch den Buchverlag Firmen bei denen Du Dich fragst, wie die es bei so viel Unprofessionalität und Traditions-Arroganz (jepp, die unsinkbare Titanic wurde auch von sehr schlauen Leuten gebaut, die wussten wie‘s geht) überhaupt schaffen, ihre Steuererklärung korrekt abzugeben.
Und dann musst Du mutig sein! Natürlich wäre es gut erst gar nicht in den falschen Bus einzusteigen, logisch. Aber sobald Du merkst, hey, ich sitze im falschen Bus, dann MUSST.DU.AUSSTEIGEN.
Egal wie viele Haltestellen Du schon rumgetuckert bist, egal ob es draußen aus Eimern schüttet, egal ob hier in der Pampa vermutlich nie wieder ein Bus fahren wird (natürlich wird er das, aber aufm Land heißt der Bus komm immer um 8 nach halt der Bus fährt um 7:08 Uhr und um 17:08 Uhr ;-)) oder ob Du schon fast am Ziel bist.
Wenn Du im falschen Bus sitzt, dann musst Du aussteigen. Vergeude keine weitere Minute Deiner kostbaren Lebenszeit in diesem Bus. Auch wenn es finanzielle Einbußen bedeutet, wenn Leute Dich deswegen doof finden (Wer everybodys darling ist, ist nobodys darling!), wenn Du mit einer Sache nochmal ganz von vorn anfangen musst, eeeegaaal, aber raus aus dem falschen Bus!
Das ist vor allem, wenn Du schon länger unterwegs bist und es Dir auf Deinem Platz schon richtig schön gemütlich gemacht hast und mit dem Busfahrer per Du bist, echt richtig schwer. Aber Baby, glaub mir, isch schwör ;-), alles was danach kommt, ist so viel besser als die bisherige Kaffeefahrt mit dem ollen, klapprigen Vehikel über holprige Schlagloch-Pisten.
Und wenn Du dann ein paar Mal im falschen Bus gesessen und trotzdem ausgestiegen bist, dann passiert noch was Tolles: Du merkst das nächste Mal viel früher, dass Du im falschen Bus sitzt oder steigst bestenfalls gar nicht erst ein.
Du kannst den Haltewunsch-Knoppi übrigens nicht nur im Business, sondern auch bei den kleinen Dingen im Alltag drücken, falsche Busse fahren überall.
Du hast einen Shirt gekauft, dass im Laden top aussah, aber vorm Spiegel at home…ähm…also…nun ja….kann man schon…hmm…nope? Stell es direkt in die Zu-verschenken-Gruppe auf Facebook.
Der neue Roman ist trotz großartigem Cover und Klappentext einfach nur so lala? Lies den nicht zu Ende, sondern tu ihn in einen der vielen Büchertauschschränke, die es überall gibt oder momoxe ihn.
Essen im Restaurant, das nur so semi-schmeckt? Einpacken lassen und am Bahnhof an einen Bedürftigen verschenken (ich wähle im Hotel am letzten Tag immer das Lunchpaket statt Mittagessen um es am Bahnhof zu verschenken und oft packt das Hotel noch zusätzlich was mit dazu, wenn sie von der Sache hören – man kann Freude an allen deutschen Bahnhöfen verschenken, außer in Baden-Baden…aus Gründen ;-)).
Ein DIY-Projekt, das Dir nicht gefällt, das einfach nicht richtig gelingen will, das Dich nervt? Hör auf daran noch länger rum zu machen und verschenke das Material an die Nachbarskinder.
Bevor das hier jetzt in Profi-Lifehacks mit GOLD IM KOPF ausartet – Ordnungsqueen Marie Kondo bringt es auf den Punkt:
Does it sparkle joy to you?
No? Dann weg damit, auch wenn Du die High Heels mit den goldenen Nieten und Glitzersteinchen nur einmal anhattest – sie haben ihren Zweck in dem Moment erfüllt als Du sie gekauft hast und Dir dabei Freude bereitet haben! Also weg damit, es sein denn es ist Kunst. Dann natürlich nicht!
Mir hat es jedenfalls viel Freude gemacht, hier als zukünftige Krimi-Bestseller Autorin zu sitzen mit dem unbezahlbaren Blick auf die Mosel, der nur in diesem Jahr statt überfüllt durch Moselradwegradfahrende und gut betuchte, flanierende Moseltouristen traumhaft leer ist und diesen Ideen-Rat-und-Lebenshilfe Post zu schreiben.
Yes, it sparkled joy to me!
Und ganz vielleicht steige ich morgen Mittag nicht in den gemütlichen Überlandbus ein und bleibe einfach noch ein bisschen hier. Könnte ja der falsche Bus sein… .
Love, Tini